Ursprünglich
hatten wir vor, dass die Katzenmutter für die Zeit der Geburt und
der Kittenaufzucht zu uns in den Zwingerhaushalt umziehen sollte. Nicht
nur weil Aurora etwas dagegen hatte, bei uns zu wohnen, auch meine Freundin
Evi hätte sehr in der Zeit der Trennung gelitten. So haben wir uns
entschieden, diesen Wurf nicht bei uns, sondern bei ihr zu Hause aufzuziehen.
Das Wohlbefinden der Katzenmutter steht an erster Stelle, und auch Evis
Freude kennt keine Grenzen, einmal eine Bande Plüschkinder bei sich
zu beherbergen. Da sie, als meine rechte Hand, ausgiebig daran beteiligt
war, meine Würfe aufziehen zu helfen, und ich sie bei diesem besonderen
Fall vollends unterstütze, sehe ich keine Schwierigkeiten, warum die
Kätzchen bei ihr nicht genauso gut aufwachsen sollen wie bei uns.
Was
ist ein Host-Cat-Wurf?
Host
(englisch = Wirt oder Gastgeber)
Somit
bedeutet Host-Cat-Wurf Gast-Wurf.
Darunter
ist zu verstehen, dass ein Wurf eines Zwingers als Gast in einem anderen
Haushalt als der des Zwingers geboren und aufgezogen wird.
Die
Kitten wie auch die Katzenmutter gelten als Eigentum des Zwingerinhabers
und bekommen auch den Namen des Zwingers (hier "de Venetus"). Die Kitten
werden mit der gleichen Sorgfalt und Hingabe aufgezogen, sie erhalten die
gleiche Gesundheitsvorsorge, die gleichen Papiere (Stammbaum, EU-Pass,
…) und die gleiche Zuwendung wie jedes andere Katzenkind das bei und geboren
wird.
Der
Unterschied besteht allein in der Adresse. Hier die meiner besten Freundin,
die mir schon bei meinen vorherigen Würfen geholfen hat und mich bei
der Geburt und Aufzucht ausgiebig unterstützt.
Selbstverständlich
bin ich als Züchter und Zwingerinhaber bei der Geburt dabei, sowie
auch die folgenden Tage und während der Wochen, in denen die Kitten
aufwachsen, ist es für mich selbstverständlich ,zu jeder Zeit
meiner Freundin zur Seite zu stehen. Auch der Kaufvertrag für die
Interessenten und das Bringen in das neue Zuhause, wie vieles mehr, gehört
genauso zu den Dingen, die ich als Züchterin verantworte.
Die
hauptsächliche Aufgabe meiner Freundin besteht darin, die Katzenmutter
während der Schwangerschaft "dick und rund zu mästen", ihr bei
der Geburt "Pfötchen zu halten" und für die Kleinen dann mit
all ihrer Liebe und Zuneigung da zu sein. Sie kommt hier in den Genuss,
die Rasselbande mit Spielen und Schmusen bei Laune zu halten, sie zu pflegen,
zu füttern und mit allen Leckerein die sie groß und stark werden
lassen zu verwöhnen. Ausserden übernimmt meine Freundin die Verantwortung
der Sozialisierung. Auch wenn das bedeuten kann, mit allen schnurrenden
Katzenkindern unter der Bettdecke zu nächtigen. ;-)))
Wozu
ein Host-Cat-Wurf?
Bei
den Vorbildern, die mir bei dieser Idee Pate gestanden haben, waren die
verschiedensten Gründe gegeben.
Manche
waren eine Testverpaarung, um die genetische Gesundheit der Linie zu überprüfen,
und dabei z.B. verwandte Tiere bei Liebhabern zu nutzen. Ähnliche
und andere zuchttechnische Würfe sind in der Vergangenheit oft gemacht
worden.
Auch
wurde so gerne das Problem gelöst, mit dem jeder Züchter kämpft,
der sich in der Bedrängnis sieht, schon einige Zuchtkatzen zu Hause
zu haben, wodurch es keinen weiteren Platz für noch mehr Katzen gibt,
es dennoch aber notwendig war, von bestimmten Tieren einmalig Nachkommen
zu bekommen, die für das Zuchtziel wichtig waren. (Die Zucht der Silber-Tabby
BKH wäre heute nicht da wo sie ist, wenn es dort nicht solche "Helfenden
Hände" gegeben hätte. Bericht in der Zeitschrift Katzen-Extra.)
Auch
ist es sehr schmerzlich, sich an eine Zuchtkatze gewöhnt zu
haben und sie danach abgeben zu müssen, weil es zu viele Katzen werden.
Hier bietet sich an, eine Katze oder Kater schon in das zukünftige
Zuhause zu geben und dennoch durch einen Wurf die Linie nicht zu verlieren.
Wie
oft werden Liebhaber zu Züchtern, weil sie auch mal Katzenkinder aufziehen
möchten. In der Regel werfen sie nach kurzer Zeit das Handtuch, weil
sie sich das Ganze einfacher vorgestellt haben als es ist. Hier wäre
die Möglichkeit, das Erlebnis eines Wurfes so erst einmal zu "proben",
und wenn die Aufzucht gelingt, und man weitermachen will, ist es immer
noch möglich, einen eigenen Zwinger zugründen. So existieren
auch Zuchtgemeinschaften, die auf diese Weise gemeinsam unter einem Zwingernamen
züchten.
Oder
auch nur Freunden den Gefallen zu tun, dass ihre Rassekatze einmal Babys
haben darf. Damit wäre dem vorgebeugt, dass diese nicht mutwillig
zu Schwarzzüchtern werden.
Natürlich
kann so etwas nur auf absoluter Vertrauensbasis funktionieren. Deshalb
ist ein Host-Cat-Wurf so selten.
Denn
wem kann man heutzutage noch so intensiv vertrauen!?!
In
unserem Fall liegen die Gründe ähnlich und doch ganz anders:
Als
Evi Aurora von mir bekam, habe ich sie gebeten mit dem Kastrieren noch
etwas zu warten. Ich hatte mir ihre Wurfschwester Argona als Zuchtkatze
behalten. Wie oft war es bei anderen Züchtern schon passiert, dass
ihre Linie verlorengegangen war, weil aus einer speziellen Verpaarung nur
ein Kitten in der Zucht verblieb, und dieses aus unterschiedlichsten Gründen
für die Zucht ausgefallen war. Deshalb, dachte ich mir , könnte
mir Evi Aurora erst einmal als eiserne Reserve potent erhalten, sollte
irgendwas bei Argona nicht klappen.
Deshalb
haben wir sie auch auf den Ausstellungen die gleiche Laufbahn wie Argona
durchlaufen lassen. Zu meiner Freude aber schnitt sie dort nicht nur besser
ab als ihre Schwester, Aurora gehörte immer zu den besten Norwegern
oder war die Beste ihrer Rasse.
Der
Hautpilzbefall 2007 veränderte unsere Zuchtpläne gravierend.
Die Zuchtpause, die wir uns in diesem Jahr auferlegen mussten, hatte zur
Folge, dass Argona erst Ende 2008 ihren ersten Wurf bekommen darf. Bobby,
unser Jungkater, verspürte Anfang 2008 aber jugendliche Frühlingsgefühle.
Und auch ein Kater muss es erst lernen und üben dürfen. Also
bat ich Evi, ob nicht Aurora einspringen würde, damit der Junge mal
eine "richtige Frau" haben durfte.
Auch
machte ich mir Sorgen wegen der medikamentösen Behandlung unserer
Tiere. Aus Berichten aus früherer Zeit gab es Gerüchte von üblen
Spätfolgen bei Nachkommen von gegen Pilz behandelten Katzen. Da Aurora
von dem Pilz verschont geblieben war, hatte so nur Bobby die Medikamente
bekommen und bei einem Wurf würden so schädliche Folgen geringer
ausfallen.
Als
Aurora dann schon tragend war hatte ich Kontakt mit einer Züchterin,
die schon vor ein paar Jahren Itrafungol, wie wir, gegen Pilzbefall benutzt
hatte. Diese versicherte mir, dass sie keinerlei Folgeschäden bei
danach geborenen Kitten festgestellt hatte. Meine Sorgen seien unberechtigt.
"Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!"
Dazu
sorgte ich mich, dass Bobby als potenter Kater vielleicht zu Markieren
anfangen würde, was mich dazu zwingen würde, ihn früher
als geplant zu kastrieren. Sollte in dem Wurf mit Aurora ein Katerchen
fallen, so hätte ich dann eine Reserve für zumindest Bibi und
Morle im nächsten Jahr.
Auch
hatte ich mir überlegt, nach der Erfahrung mit Ice einen creme zuerst
mit einer Verdünnungsverpaarung zu testen.
Und
da beide Non-Agouty tragen, könnte sich auch ein verstecktes Smoke
vielleicht zeigen.
Aurora,
die eindeutig classic Muster hat, würde so Bobby’s Muster testen,
denn es dürfte dann kein Mackerel (getigert) auftauchen.
Diese
sind die Gründe, weshalb für uns dieser Host-Cat-Wurf notwendig
wurde.
Aber
vor allem für Evi als Dankeschön, für die vielen Stunden,
die sie für mich über die Katzenkinder gewacht hat, das ganze
Haus versorgt hat, wenn wir mit Kleo und Raissa auf Ausstellung waren,
das offene Ohr für meine Sorgen und Nöte und alles sonst, was
eine Beste Freundin ausmacht.
Danke. |