Herkunft:
Die Bezeichnung "Zwingername" kommt ursprünglich aus der Hundezucht.
Früher wurden Hunde gerne in Zwingern gehalten. Gerade wenn eine Hündin Welpen hatte war es besser, diese in einem eingezäunten Bereich aufzuziehen. Einmal weil Welpen bis zu einem halben Jahr brauchen können, um stubenrein zu werden, zum anderen als Schutz vor Gefahren. Da die Hundezucht früher zumeist den Adligen oblag, bekamen die Welpen in der Regel den Namen des jeweiligen Fürsten. Daher auch das "von und zu".

Im Grunde ist es also so etwas wie ein Familienname für die in der Zucht geborenen Tiere.

Heute kann sich jeder nach Gutdünken einen eigenen Namen zulegen. Für viele eine Möglichkeit, sich kreativ zu zeigen. Es gibt die fantasievollsten Namen, mit oder ohne Bedeutung. Manche sind die reinsten Zungenbrecher, oder kommen aus anderen Sprachen. Aber auch ein Landschaftsname oder eine Ortsbezeichnung wird gerne dafür hergenommen. Auch kann der Name des Züchters selbst Verwendung finden. Solange der Name noch von keinem anderen Züchter benutzt wurde, oder dem eines anderen Zwingernamens zu ähnlich ist, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Geprüft wird auch, ob der Name der einer Firma ähnelt, oder schon ein Patent darauf besteht. Auch werden keine rassistischen oder anderweitig abartigen Bezeichnungen zugelassen. Je nach Verein, bei dem der Zwingername beantragt wird, ist vielleicht noch die Anzahl der Buchstaben und Leerstellen von Bedeutung. Die Zwingerschutzzentrale prüft die vom Züchter angegebenen Namensvorschläge und schützt dann den von ihnen genehmigten Zwingernamen.

"de Venetus":
Bei der Wahl meines Zwingernamen hatte ich ein Problem. Für mich kam eigentlich nur einer in Frage.
Ich wollte meine Rassekatzenzucht "vom Bodensee" nennen.
Aber auf dem Antrag sollte man vier mögliche Namen eintragen, falls der gewünschte Name nicht zur Verfügung stand. Dabei zu beachten war, dass mein Verein für den gesamten Katzenname (Vor- und Zwingername) mit Leerstellen nur 25 Stellen zur Verfügung stellte.

Erster Eintrag: "vom Bodensee"

So rätselte ich nun was ich als Ersatz eintragen sollte?

Robert überredete mich in einer Zeile "av Argona" zu schreiben.
Argona ist der alte Name für Langenargen, einem ehemaligen Fischerdorf am Bodensee, in dem er aufgewachsen war. Das "av" hab ich davor gestellt, weil es auf Norwegisch "von" heißt und den Zwingernamen um eine Stelle kürzer macht als das deutsche Wort "von".

Zweiter Eintrag: "av Argona"

Beim Lesen in einem Lexikon fiel mir die Bezeichnung "od" auf, was soviel wie Gefühl bedeutet.
 "av Od" war herrlich kurz, außerdem bin ich der Meinung, dass Katzen die gefühlvollsten Wesen überhaupt sind.

Dritter Eintrag: "av Od"

Da der Bodensee für mich das Schlüsselthema war, versuchte ich alles über den Bodensee in Erfahrung zu bringen.

-   Er wurde zuerst von Strabo (63 v.Chr.-28 n.Chr.) noch ohne Namen erw.

-   Der spanische Geograf Pomponius Mela bezeichnete ihn als erster um das Jahr 43 n. Ch. als 
    Lacus Venetus (Obersee) und Lacus Acronius (Untersee), die beide vom Rhein durchflossen würden.

-  Seit Plinius d.Ä. setzte sich Lacus Brigantinus durch.

-  Seit der Verlagerung des Zentrums von Bregenz nach Konstanz analog dazu in den meisten 
   europ. Sprachen Lac de Constance (zuerst 1187 lat. Lacus Constantinus).

-  Im Deutschen konnte sich diese Bezeichnung jedoch gegenüber der früher gebildeten 
   Form B. (Lacus Bodamicus) nicht durchsetzen. Ursprung des dt. Namens, von den 
   Humanisten abgeleitet von griech. potamós (= Fluss = Rhein), ist die Pfalz Bodman.

-  Den Ausdruck Schwäbisches Meer (Suebicum mare) übernahmen die Humanisten von Tacitus, 
   ursprünglich die Benennung der Ostsee.

Alles viel zu lang und zu kompliziert.

Als ich weiter forschte fand ich heraus, dass es unter den Kelten auch einen Volksstamm mit der Bezeichnung Veneti gegeben hat.
Ein Zweig der Veneti hat Venedig gegründet.
Die gleiche Bezeichnung für einen keltischen Stamm tauchte wenig später in der Bretagne wieder auf.
Außerdem lebte im Allgäuer Raum ein keltisches Volk mit Namen Vindeliker.
Die Stämme der Brigantier (Bregenz), der Estionen (Kempten), der Likatier (Lech), Cattenaten, Cosuaneten und Rucinaten gehörten dazu.

Vielleicht war Venetus abgeleitet von Vindeliker? Und Veneti war eine art Oberbegriff. Da es zu der Zeit viele Völkerwanderungen gab nehme ich an, dass diese Völker verwandt waren.

Da die Kelten keine eigene Schrift besaßen, haben wir alles, was wir über sie wissen, von den Römern erfahren. Und die Römer neigten dazu, den Bezeichnungen, die sie hörten, eigene Begriffe zuzuordnen.

Aber Venetus hat noch eine weitere Bedeutung. Es ist lateinisch und heißt seefarbig/bläulich oder auch meergrün/seegrün.

Wenn bei uns am Bodensee ein starker Wind bläßt, oder ein Sturm aufkommt, zeigt sich das Seewasser in einer eigentümlichen grünblauen wilden Farbe. Vielleicht kam ja die Bezeichnung daher?

Und da meine Katzen grüne Augen haben, passte das auch. Anstatt "Lacus" habe ich "de" verwendet, was "von" auf lateinisch heißt.

Ich hatte mir noch viele andere Namen überlegt, aber diese hatte ich bevorzugt. Und wie es das Schicksal will, der letzte wird der Erste sein:

"de Venetus" ist es geworden.