Auf die Katz gekommen
Seit ich denken kann bin ich vernarrt in Tiere. Meine Mutter sagte einmal zu mir:
"Am besten heiratest du einen Bauern, dann kannst du dir einen ganzen Zoo halten."

Es begann schon - kaum dass ich in die Schule kam - als ich mein erstes Haustier hatte. Klein fängt man an, also bekam ich ein Meerschweinchen aus dem Zooladen. Dem folgte ein schwarzes Kaninchen namens "Hoppel". Dann ein Hamster, der gehörte zwar meinem Bruder Ralf, aber ich habe viel mehr mit ihm (ihr, war nämlich ein Mädchen) gespielt. Der Hamster starb dann mit 4 ½ Jahren, ein Mehtusalem von einem Hamster. Die heutigen Hamster erreichen nur noch sehr selten dieses Alter.

Zwischendrin flatterten noch zwei Wellensittiche herum. Außerdem gab es noch die allsommerliche Kaulquappenaufzucht.

Als meine Eltern dann mit einem Schrebergarten anfingen, bekam ich einen Gartenteich, mit Goldfischen. Dort wimmelte es bald von Tieren. Zu den Goldfischen gesellten sich dann kleine Fischchen aus einem nahe gelegenen Bächlein, die Frösche aus meiner Kaulquappenaufzucht, und Bergmolche, die von allein einwanderten. In meiner Kindheit gab es keinen Tag an dem es bei mir nicht kräuchte und fläuchte.

Aber dennoch wollte ich ein "richtiges Tier". Etwas größeres, mit dem man richtig spielen konnte.

Als ich 8 war kam einmal unsere Tante Hanni zwei Wochen zu Besuch, und brachte ihre weiße Zwergpudeldame "Jasmin" mit.
Ein Hund, ein Hund, das war es. Ich war ein frisch infizierter Hundefan.

Nun lag ich meinen Eltern wochenlang in den Ohren:
ICH WÜNSCH MIR EINEN HUND.

Zu der Zeit wohnten wir in einem Mehrfamilienhaus. Eine Nachbarin, die mit uns Haustür an Haustür wohnte, rief mich und meine Mutter eines Tages zu sich rüber. Grinsend führte sie uns ins Wohnzimmer, und da lag in einem kleinen Körbchen ein kleines Bündel Dackel. Der Bruder der Nachbarin hatte einen Dackelmischlingswurf, und das Dackelchen war als letztes übriggeblieben.

Aber wie sollten wir ein Hundebaby aufziehen? Meine Eltern mussten beide arbeiten und ich ging noch zur Schule. Wer sollte sich tagsüber um den Welpen kümmern? Die Nachbarin (eine ältere Dame) erklärte sich bereit, sich um den Kleinen zu kümmern. Also blieb der Hund bei ihr und ich durfte ab und zu zum Spielen rüberkommen.

Halbe-Halbe mit einem Hund zu machen funktioniert nicht. Auf so eine Idee kann nur ein Kind kommen. Nicki, so wurde von der Nachbarin das Dackelmädchen benannt, wuchs bei ihr auf und wurde ihr Hund.

Ein Hund dient immer nur einem Herrn.

Also bettelte ich wieder um einen eigenen Hund. Doch mein Vater hatte die Faxen dick:
"Mir kommt kein Hund ins Haus."

Mein ältester Bruder - Frank - wohnte zu dieser Zeit schon nicht mehr bei uns zu Hause, sondern wohnte zusammen mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung. Seine Freundin war mit Katzen aufgewachsen, und so kauften sich die beiden einen "blauen" Perserkater Namens "Mops".

Meine damalige Freundin Renate hatte auch immer Katzen. Des Öfteren eine Neue, da ihre Katzen frei laufen durften und immer wieder mal eine verschwand oder überfahren wurde. Ich kann mich an einige Male erinnern, die wir die Straßen absuchten, um eine ihrer vermissten Katzen zu finden. Ich half ihr zu suchen, aber zum Glück blieb mir erspart, eine Überfahrene auch zu finden.

Dem Perserkater meines Bruders aber blieb dieses Los erspart. Rassekatzen schickt man nicht einfach auf die Straße. Er war eine reine Wohnungskatze, genoss aber die Vorzüge eines Balkons.

Perserkatzen gehören, wie die meisten wissen, zu den Langhaarkatzen. Und das war es was mir am meisten an diesem Kater gefiel. Er hatte langes, flauschig weiches, blaugraues Fell. Wie geschaffen zum Streicheln und Kuscheln, jedes Stofftier konnte nur vor Neid erblassen.

Da ich schon keinen Hund haben durfte, war mir klar, ich wollte so eine Perserkatze. Sie sollte wie Mops auch nur in der Wohnung bleiben, wo sie sicher war.

Mit allen Überredungskünsten und vielen Versprechungen bearbeitete ich meine Eltern. Doch so eine teure Perserkatze kam gar nicht in die Tüte. 500 DM, die  sie damals noch kosteten (1984) waren einfach zu teuer für sie. Da half kein Heulen und kein Zetern, ein reinrassiger Perser kam nicht in Frage.

Meine Mutter allerdings war kompromissbereit. Es musste ja kein echter Perser sein, ein Persermischling kostet nichts und (ich zitiere sie) "die bekommen auch lange Haare".

So die Meinung meiner Mutter. Und bevor gar nichts draus wurde, ergriff ich lieber diese Chance, um doch noch eine Katze zu bekommen.

Fluchs war die Zeitung aufgeschlagen und tatsächlich. Da war eine Anzeige mit "Persermischlinge zu verschenken". Der Züchter wohnte ganz in unserer Nähe, also schnell ein Körbchen geschnappt und ratz-fatz hingefahren.

Drei oder vier blaue Perserkatzen tummelten sich im Wohnzimmer des Züchters. Eine davon begrüßte mich mit lautem Miauen und streckte mir dabei die Zunge in voller Länge heraus. Das war die Mama der Mischlinge.

Sie war dem Züchter wohl entwischt und hatte sich einen Straßenkater als Liebhaber genommen.
Damals war es noch so, dass die Rassekatze in einem solchen Fall kastriert werden musste. Der Glaube herrschte, dass sie dann nicht mehr rasserein war.

Ihre Mischlingskätzchen wurden verschenkt, weil sie keinen Stammbaum bekamen und somit nicht verkauft werden konnten. Dennoch hatte der Züchter wohl keine Probleme, seine Kätzchen los zu werden. Als wir ankamen sagte er uns,wir hätten Glück, eines wäre noch da.

So, nun, wo war es denn nur. Der kleine Racker hatte sich wohl irgendwo versteckt. In keinem Körbchen, unter keinem Sofa, nirgendwo war es zu finden. Eine große Suchaktion ging durch die Wohnung. Und endlich, im Wohnzimmerschrank, hinter den Büchern, da haben wir es dann gefunden. Der Züchter zog es hinter den Büchern hervor, und da hörte ich schon, dass es die laute Stimme seiner Mamakatze geerbt hatte. Ein kleines blau-weißes Katzenkind setzte er mir in den viel zu großen Korb.

Mein Vater drückte dem Herrn noch 5DM für die Mühe in die Hand. Damals hab ich mich gewundert, dass er so betreten schaute. Heute weis ich wie beleidigend das war, denn schließlich hatte ihn das Aufziehen des Mischlingswurfes trotzdem einiges gekostet. Mit dem zusätzlichen Verlust seiner Zuchtkatze. 
(Alles für die Katz!)

Mich, mit meinen 11 Jahren, interessierte das alles noch nicht. Ich war nur froh endlich mein Kätzchen zu haben und so fuhren wir nach Hause.

Der Perserzüchter hatte uns gesagt, dass mein Mischling ein Kater war.
Da gerade so eine Zeichentrickserie: 
"Puschel, das Eichhorn mit dem roten Schwanz" im Fernsehen ausgestrahlt wurde, und dass meine Lieblingsserie war, wurde mein Katerchen: 
"Puschel, das Katerchen mit dem grauen Schwanz" kurz Puschel getauft. Doch welche Überraschung, als wir zum erstenmal zum Impfen gingen:

Mein Katerchen war ein Kätzchen!
Dann also Die Puschel.

Und so bin ich auf die erste Katz gekommen.

Wie man aber unschwer erkennen kann wurde meine blau-weiße Puschel aber keineswegs langhaarig. Das Gen für langhaarig ist nämlich ein rezessives Gen, das beide Elternkatzen haben müssen. Da die meisten Haus- und Straßenkatzen aber kurzhaarig sind und der Liebhaber der Persermama gewiss ein solcher war, so waren die Chancen gering dass da langhaarige Kätzchen geboren werden würden.

Ob Puschel ein langhaariges Geschwisterchen hatte habe ich nie erfahren.

Aber trotzdem war sie meine liebe Schmusekatze und mein Ein und Alles.

Für weitere Informationen über Puschel bitte hier klicken. (Puschel)

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