Der lange Weg zum Züchter
Das Jahr 1999 war mein Schicksalsjahr. 
Nach vielen Pleiten, Pech und Pannen,  die sich wie ein roter Faden durch das Jahr gezogen hatten,  gipfelten sich die Ereignisse für mich am 11 September 1999. 

Ich weiß nicht, ob das Datum Zufall war, oder ein Omen für kommende Geschehnisse, aber dieses Datum wird für mich immer doppelt ein Gedenktag sein. 

Denn an diesem 11 September 1999 starb meine über alles geliebte Katze Puschel.

Dieser Tag war das Ende einer Episode, das Ende einer Geschichte, das Ende eines langen Katzenlebens. 
Aber auch auf so tiefgreifende Art ein Anfang und Neubeginn.

Nach den Tagen der Trauer kam ich zu der Erkenntnis: 
Ich würde mir wieder eine Katze anschaffen.

Nicht weil ich ganz ohne Katze war, denn schließlich war ja der 5 Jahre alte Timmy noch da, nein, ich konnte mir nun einen lange gehegten Wunsch erfüllen und mir die langhaarige reinrassige Perserkatze kaufen, die meine Puschel nie war. 
Und auch ein zweiter Wunsch rückte in greifbare Nähe: 
Einmal einen Wurf Kätzchen aufzuziehen.

Dieses Ziel stand von Anfang an fest. So wollte ich aber auch auf jeden Fall einen Wurf langhaariger Kätzchen in die Welt setzen. Auf keinen Fall hätte ich meine Katze auf die Straße geschickt, um sich einen Kater zu suchen.  Wußte ich ja bereits aus Erfahrung durch meine Puschel, dass eine langhaarige Perserkatze von einem kurzhaarigen Hauskater nur kurzhaarige Kätzchen bekommen würde. 
Zu schade, dass unser langhaariger Timmy schon kastriert war.

Aber wenn ich eine teure Perserkatze kaufen würde, dann sollte es doch auch ein Perserkater als Papa sein, dann würden die Kleinen einen Stammbaum bekommen, und ich würde für ein Kätzchen einen Preis verlangen können, schließlich waren sie dann ja reinrassig und keine dahergelaufenen „Zu-verschenken-Katzen“. Von denen es eh schon genug gab.

Aber eines nach dem Anderen. 
Zuerst einmal musste ich eine Perserkatze finden.

Ich schaute in den lokalen Zeitungen nach Anzeigen und fragte in Zoofachgeschäften, doch schnell wurde mir klar, dass es hier in der Stadt keinen Perserzüchter gab. 

Doch es gab ja so viele bunte Zeitschriften zum Thema Katze, also fluchs eine aufgeschlagen. 

Beim Durchblättern der Zeitschrift fiel mir gleich auf, dass die Perserkatzen nicht mehr so aussahen wie der blaue Perserkater, den mein Bruder früher hatte. Alle hatten so einen grimmigen Ausdruck im Gesicht, und ihre Nasen wirkten wie eingedrückt. Ich will niemandem zu nahe treten, aber als damaliger Laie hatte ich das puppige Stupsnasengesicht der alten Perser in Erinnerung. Und mich schockte der Anblick der aktuellen Perserkatzen. 

Meine Freundin Silke, die auch ein Katzenfan ist, schwärmte mir von Main Coon Katzen vor, die auch langes Fell haben. Am besten man ging auf eine Katzenausstellung, und schaute sich die Katzen live an. Leider hatte ich nicht die Hoffnung, dass, nachdem es 1989 die letzte Katzenausstellung in Friedrichshafen gab, in nächster Zeit bei uns eine stattfinden würde. 1994 war eine Ausstellung in Ravensburg, einer Nachbarstadt. Das war damals die letzte Katzenausstellung in unserer Nähe.

Aber zum Glück hatte ich ja die Katzenhefte gekauft, und darin fanden wir Termine und Orte der in Deutschland stattfindenden Rassekatzenausstellungen. 

Und welch ein Glück, gleich an einem der nächsten Wochenenden, dem 16.-17.10.1999, sollte in Neu-Ulm, keine 100 km von uns entfernt, eine Rassekatzenausstellung stattfinden. Gesagt, getan, und so fuhren wir hin. Meine Freundin Silke, mein Lebensgefährte Robert und ich. 

Es war ja nicht gerade meine erste Katzenausstellung, die ich sah, aber bisher war ich nur ein Bewunderer gewesen, der sehnsuchtsvoll die vielen verschiedenen Rassen betrachtete. Aber dieses Mal war ich auf der Suche. 

Ich suchte Wissen. 

Einmal den direkten Vergleich zwischen verschiedenen Katzenrassen, die ich bisher nur aus Büchern kannte. Zum andern Adressen von Züchtern in der Umgebung. 

Aber zuerst gingen wir durch die Reihen, und staunten über die vielen unterschiedlichen Schönheiten, die sich in den Käfigen rekelten. 

Der Großteil waren Perser, mit ihren viel zu kurzen Nasen, riesige Main Coon's und Heilige Birma's mit ihren strahlend blauen Augen. Aber auch die Britisch Kurzhaar und darunter von allem die blauen, die Karteuser. Siam, Orientalisch Kurzhaar, Sibirier, Norwegische Waldkatzen, Abessinier, Bengalen, Ragdoll und noch viele andere mehr. Viele Aussteller hatten ihre Käfige mit Kissen, Deckchen und Gardinen hergerichtet, und manche hatten Standarten ihrer Rassen, Informationsmaterial und Visitenkarten auf den Käfigen drapiert. Ein buntes Allerlei an Gittern, Stoffen und Katzen.

In einem Käfig waren drei schneeweiße Schönheiten zu bestaunen. 
Es waren drei Türkisch Angora.

Gerade über die Angora hatte ich viel Interessantes gelesen. 
Sie gilt als Vorfahre der heutigen Perserkatze, die noch vor 200 Jahren Angorakatze genannt wurde. Dann aber in Vergessenheit geriet, und beinahe ausgestorben wäre. Die heutige Türkisch Angora verdankt ihre Existenz einem Zuchtprogramm des Zoos von Ankara, zur Erhaltung der ursprünglichen Angorakatze. 

Das ließ mich hellhörig werden, der Vorfahre der Perserkatzen. Das musste ich mir näher ansehen. Schnell kam ich mit der Besitzerin und Züchterin ins Gespräch, und sie lud mich zu sich nach Hause ein, um mir die Rasse näherzubringen, und mich zu informieren. 

Gesagt, getan, ein paar Wochen später waren wir auf dem Weg zu einem Besuch. Ich war ganz aufgeregt, würde ich doch das erste Mal bei einem richtigen Rassekatzenzüchter zu Besuch sein. Außerdem hatte die Züchterin mir erzählt, dass sie gerade ein paar Würfe kleiner Kätzchen hatte. 

Was uns gleich zu Anfang auffiel, war der strenge Katzenklogeruch im Treppenhaus. Im Wohnzimmer war die Luft um einiges besser, und wir nahmen gerne auf dem Sofa Platz. Unzählige Katzen in verschiedenen Größen und Farben wuselten um uns herum. Die meisten allerdings waren schneeweiß, wie es bei Angora's so üblich war, wurde sie doch ursprünglich nur in weiß gezüchtet. 

Ein paar von den kleineren weißen Kätzchen hatten schwarze oder braune Flecken am Kopf zwischen den Ohren. Da erfuhr ich zum ersten Mal, dass rein weiße Katzen meistens mit dunklen Flecken am Kopf geboren werden, die aber im Laufe des ersten Jahres verschwinden . Auch war mir aufgefallen, dass manche Katzen eindeutig kurzhaarig waren. Da erzählte mir die Züchterin, dass sie ihre Katzen draußen frei laufen lassen würde, und drei ihrer Damen mit einem Mischlingswurf nach Hause gekommen waren. Auch von ihnen waren einige schneeweiß. Die Züchterin war sehr nett, und beantwortete mir alle meine Fragen. Sie zeigte uns dann auch ihren Angoradeckkater, den sie, weil potente Kater es zu eigen haben, ihr Revier mit Urin zu markieren, in einem separaten Raum mit Zugang zu einem großen Katzengehege im Garten hielt. Jetzt wusste ich auch, woher dieser durchdringende Katzenklogeruch kam. Ein schmucker, cremefarbener Kater hatte hier sein zu Hause. Und damit er nicht allein war, gesellten sich auch ein paar kastrierte Katzen zu ihm. Auch zwei oder drei der Jungtiere turnten in seinem Gehege und auch frei im Garten umher. 

So nett die Züchterin auch war, und so schön ihre Katzen, hatte ich mich doch entschieden, dass die Türkisch Angora doch nicht die richtige Rassekatze für mich war.

Einmal fiel mir auf, dass die Türkisch Angora zwar langhaarig war, aber bei weitem nicht das üppige Fell besaß, das ich von den Persern her kannte. Mit dem Blick eines Laien, der ich damals noch war, wirkte sie auf mich wie eine Hauskatze mit etwas längerem Fell. Der Kragen war ein wenig fransig, und am Schwanz waren zwar lange, aber feine, dünne Haare, die eher wie ein Vorhang wirkten. Der schlanke Körperbau unterstrich noch den Eindruck. Ihr Aussehen entspricht durchaus dem Standard für Türkisch Angora, aber der Standard war nicht das, was ich mir für mich von einer Langhaarkatze wünschte. Die buschigen Perser gingen mir nicht aus dem Kopf. Wenn ich schon keinen richtigen Perser kaufen wollte, so sollte die Rasse diesem doch recht nahe kommen. 

Dann missfiel mir noch die Tatsache, dass diese Katzen von klein an Freigang gewöhnt waren. Ich wollte ja gerade auch deshalb ein Rassekätzchen, weil diese nicht wie bei Hauskatzen üblich den Drang hatten, frei laufen zu wollen. 

Das war für mich der eigentliche Grund, denn ich würde es nicht über mich bringen, mein geliebtes Kätzchen allein in die von Autos überfüllte Welt zu lassen, damit es überfahren, geraubt oder vergiftet werden könnte. 

So gerne ich die Türkisch-Angora-Züchter in der Arterhaltung unterstützt hätte, musste ich mich doch anderweitig umsehen.

Meine Freundin hing mir gleich darauf wieder mit ihren Main Coon's in den Ohren, also nahm ich mir diese Rasse jetzt vor.

Wieder war unser nächster Termin eine Rassekatzenausstellung, aber nicht nur. Ich las Bücher, natürlich auch die Katzenzeitschriften, und bestellte mir auch einige alte Ausgaben nach. Das Internet war für mich eine große Quelle, wo ich die Homepages von Züchtern und Vereinen aufsuchte und mir viele Katzen und deren Stammbäume anschaute. Zu der Zeit begann ich auch, mich mit den Genen der Katzen zu beschäftigen, und ich fand heraus, welche Gene für welche Farben und Muster der Katzen verantwortlich waren. 

Am meisten faszinierte mich das Gen für Silber. 

Ich erfuhr, dass die Chinchilla Perserkatzen genetisch eigentlich black-silver-tabby (schwarz-getigerte mit silber) sind, die dank besonderer Gene und der Verpaarung ausschließlich silberner Katzen mittlerweile fast das Aussehen der rein weisen Perserkatzen haben.. 

Bei einfarbigen Katzen verursacht das Silber eine Rauchung im Fell, die smoke genannt wird. Langhaarkatzen in black-smoke tragen einen herrlichen silbergrauen Kragen. 

Auch unter den Main Coon Katzen gibt es diese Farben. Und auf diversen Ausstellungen waren prachtvolle Exemplare zu bestaunen. 

Zu der Zeit festigte sich bei mir der Wunsch nach solch einer black-smoke Katze oder einer black-silver-tabby Katze, am liebsten wäre mir eine in chinchilla wie bei den Persern.

Speziell über die Main Coon erfuhr ich, dass sie eine von den drei Waldkatzenrassen ist. Sie hatte sich im rauhen Klima von Main (USA) ohne menschliches Zutun entwickelt. Die anderen beiden Rassen waren die Sibirier und die Norwegische Waldkatze. Ich fand heraus, dass es die Main Coon schon fast so lange wie die Perserkatzen gibt. 

Viele Legenden werden von ihr erzählt: So glaubte man vor 100 Jahren, dass sie wegen ihrem buschigen Schwanz eine Mischung aus Waschbär und Katze sei. Woher sie auch ihren Namen hatte. Main, für ihre Herkunft. Und Coon für racoon, was Waschbär auf Englisch heißt. 

Sie gehört zu den größten Katzen, von denen es Exemplare von bis zu 12 kg gibt. Mit den Luchspinseln an den Ohren und dem wilden Blick machen sie den Eindruck, gefährliche Raubtiere zu sein. 

Auch sollte sie ganz besondere charakterliche Eigenschaften haben. 

„Das Schaf im Wolfspelz.“ Sag ich da, denn das Äußere täuscht. Main Coon's sind die reinsten Lämmer. Cool sollen sie außerdem noch sein, was sie auch auf Ausstellungen gut demonstrieren. Liegen diese Riesenkatzen doch oft genug lässig in ihren Käfigen, den sie übrigens gerne gut ausfüllen dank ihrer Größe. Oder sie lassen sich von ihren Besitzern auf der Bühne bei der Preisverleihung ohne mit dem Schnurrhaar zu zucken minutenlang in die Höhe halten (Posen), bis dem bemitleidenswerten Träger(in) vom Gewicht der schweren Katze schon die Arme „abfaulen“.

Kinder- und hundefreundlich, gelassen und pflegeleicht, vor allem aber riesig und imposant, das sind ihre Eigenschaften. Dazu gibt es sie auch in allen möglichen kunterbunten Farben, getigert und einfarbig, gescheckt mit weissen Flecken und auch mit Silber. 

Auch fiel auf, dass sie auf den Ausstellungen oft in großer Zahl vertreten waren. Die Main Coon erfreuten sich gerade aller grösster Beliebtheit. 

Was, wie mir klar wurde, seine Vor- und Nachteile hat.
Die Vorteile, dass es eine große Auswahl an Katzen gibt, in allen erdenklichen Farben. Auch kann man so gut wie überall Züchter finden, und fast jeder hat auch einen Wurf Kätzchen zu verkaufen. Außerdem gibt es auch viele interessierte Käufer, schließlich ist die Rasse in Mode und die Kätzchen verkaufen sich fast von allein. Was natürlich viele Leute dazu verlockt, auch Main Coon's zu züchten, die es als eine lukrative Geldquelle ansehen. 

Weitere Nachteile, die aus solchen Vorteilen entstanden sind, dass dann wild drauf los gezüchtet wird, ohne Kenntnisse von Genetik und Ahnentafeln. Das Produzieren von Kätzchen, Hauptsache sie sind riesig gross, hat der Rasse Main Coon  großen Schaden zugefügt. Gesundheitliche Probleme, und vor allem Inzucht sind die Folgen. 

Diese Probleme waren schon bei andern Moderassen aufgetreten, die Silbertabbies der Britisch Kurzhaar (Wiskas-Katze) und auch die sogenannten Karteuser (Sheba-Katzen, auch Britisch Kurzhaar, aber in blau) litten unter den gleichen Auswirkungen. Und auch in der Perserzucht ergab nicht nur die kurze Nase (Peke-Face) tränende Augen und Gebissprobleme, dass immer üppigere Fell verlangte nach ausgiebiger Pflege. Die Tierärzte können ein Lied davon singen, wie oft sie verfilzte Perserkatzen scheren mussten. 

Als Zuchtanfänger machte es mir Angst, bei einer Rasse mit zu züchten, die mit solchen Problemen zu kämpften hat. Auch wollte ich mich nicht in die Masse der Main Coon Züchter einreihen, und aussehen als wäre ich wieder einer der auf's Geld spekuliert. 

Zudem sind mir die Main Coon's eigentlich viel zu groß. Meine Freundin schwärmte von diesen Riesenkatzen und hatte sich bald auch welche gekauft.

Immer wieder hört man, wenn es irgendwo Katzenbabys gibt: „Ach wenn die nur so klein blieben!“ Am liebsten wäre mir eine Zwergkatze gewesen, so wie es auch bei den Hunderassen z. B. die Dackel und die Yorkshire Terrier gibt. Aber Hunde werden schon seit einigen tausend Jahren gezüchtet, Katzen erst seit etwa zweihundert Jahren. 

Die einzige kleinwüchsige Katzenrasse der neueren Zeit ist die Singapura. 
Mittlerweile neugierig auf alle Katzenrassen hatte ich mir dann diese angeschaut.

Die Singapura ist eine sehr seltene Rasse. Bei uns in Deutschland gab es ca. drei oder vier Züchter.
Ihr Ursprung war, wie der Name sagt, Singapur, aber sie wurde hauptsächlich in den USA gezüchtet. Eine dieser Seltenheiten zu züchten, dass wäre doch was. 

Aber worauf es mir bei Katzen vor allem ankommt ist dieses kuschelige lange Fell. Da es aber die Singapura ausschließlich kurzhaarig gibt, ist sie nicht das Richtige für mich.

Eine sehr ähnliche Rasse, die auch nicht so groß wird, ist die Abessinier. Diese Rasse wird auch schon sehr lange gezüchtet, und da es in den Anfängen der Katzenzucht noch viele Rassekreuzungen gab, mogelte sich das Langhaar-Gen in die Rasse. Mittlerweile werden die langhaarigen Abessinier Somali genannt und haben eine eigene Rasse gebildet. Da beide Rassen relativ selten sind, wodurch der Genpool begrenzt ist, und außerdem nahe miteinander verwandt sind, dürfen sie miteinander gekreuzt werden. Der Unterschied ist nur das halblange Fell der Somalis.
Und, was mich besonders beeindruckte, es gab bemerkenswert helle Silberne in dieser Rasse. 

Ab und an war auf einer Katzenausstellung mal eine in rotbraun (Wildfarben) oder rot (Sorrel) zu bestaunen, doch eine echte Silberne war nie zu finden. Ich kannte sie nur von Bildern und Beschreibungen. 
Deshalb beschloss ich kurzerhand, auf eine Rassekatzenausstellung mit Sonderschau Abessinier und Somali zu gehen, auch wenn ich dafür sehr weit fahren musste. 

Evelyn, eine zweite Freundin von mir, begleitete mich, und so fuhren wir nach Lichtenfels.
Im strömenden Regen kamen wir dort an und freuten uns auf die warme, trockene Halle. Ein Chor von lautem Miauen empfing uns. Die große Halle war in grosszügigen Reihen mit Käfigen gefüllt, und in vielen von ihnen waren sie zu bestaunen. So viele Abessinier und Somalis auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen. Wir gingen von Käfig zu Käfig, und erkannten, wer den Chor anstimmte als wir eingetreten waren. Ich hatte davon gelesen, dass diese Rasse zu den Lebhaften gehört. Aber gerade die Abessinier schienen alle halbe Stunde die Einrichtung in ihren Käfigen umzuräumen, und danach ihr verrichtetes Werk lautstark zu besingen. Nicht nur unter den Katzen war miauende Unruhe, in der ganzen Halle war hektisches Treiben. 
Später wurde mir klar, dass es auf einer Eintages-Ausstellung immer hektischer zugeht. Irgendwie stehen da alle unter Zeitdruck.
Als Besucher konnten wir gelassen bleiben und uns in Ruhe alle Katzen anschauen. Doch die Endtäuschung war groß, so sehr ich auch suchte, es war nicht eine in Silber da. 

Natürlich schauten wir uns auch die anderen Rassen an und mir vielen zwei schwarz-weiße Norwegische Waldkatzen mit weiser Blässe auf, die einen markanten schwarzen Fleck genau auf der Nase trugen. Schon dort hatte ich ein Gefühl von Dèja-vu als ich diese Katzen sah, ohne zu ahnen, dass ich hier dem Vater und der Großmutter meiner Kleopatra gegenüber stand.

Auch wenn auf dieser Ausstellung keine silbernen Somali zu finden war, entdeckte ich dennoch einige Zeit später welche auf einer anderen Ausstellung, und ich werde immer von ihrem herrlichen Glanz beeindruckt bleiben. 

Aber dennoch hatte mir die Sonderschau vor Augen geführt, dass es nicht nur auf Äußerlichkeiten, wie langes Fell und silberne Farbe ankommt. Im Allgemeinen wird über das Wesen der Somali beschrieben, dass sie so lebhaft sind, dass es besser ist, sie nicht allein zu halten. Am besten sogar mit Rasseartgenossen zusammen, da sie die Angewohnheit haben, über ruhigere Katzenrassen zu dominieren, und diese der flinken und gewitzten Somali nicht gewachsen sind. Oder aber man hat viel Zeit für diese Katze und kann sich viel mit ihr beschäftigen. Eine unter forderte Somali (gleiches gilt auch für die Abessinier) ist durchaus fähig, eine Wohnung auf den Kopf zu stellen, wenn sie nicht weiß wohin mit ihrer Energie. Viele Menschen lieben gerade Das an ihr, und würden sie niemals gegen einen ruhigen Sofa-Tiger eintauschen. Aber mir wurde klar, dass Katzen, die so schwierig in der Haltung sind, auch nicht jedermanns Sache sein können. Eine vernachlässigte Katze kann zu urinieren anfangen, was das Klima zwischen Mensch und Katze nachhaltig schädigen kann. Ich habe damit Erfahrungen gemacht. Aber das steht in einem anderen Kapitel.

Wie sollte ich ruhigen Gewissens jemanden eines meiner späteren Katzenkinder geben können, in dem Bewusstsein, dass es, durch seiner charakterlichen Eigenschaften, der Grund zu Unmut werden könnte. 

Außerdem hatte ich nicht eben Lust selber so einen „Poltergeist“ im Hause zu haben. Ich musste da auch an unseren Kater Timmy denken, der eine Freundin nötig hatte und nicht einen Diktator. Katzen sind sensible Wesen auch im Bezug auf Artgenossen. 
Zusätzlich wünschte ich mir ein Katzenfräulein, das ich von einem Deckkater zur Mutter machen lassen wollte. Klein fängt man an. 

Aber, wie ich durch die Chinchilla Perser gelernt hatte - Silber soll zu Silber gehen – würde ich bis nach Holland fahren müssen, um einen passenden - nicht zu verwandten - Kater zu finden. 
Eine so lange Reise wollte ich meiner rolligen Katze nicht zumuten.
Die Somali ist eine der mit am schwierigsten zu züchtenden Rassen – also nichts für Anfänger.

Ein Traum wird er bleiben, der Silberglanz der Somali.

Die Kriterien summierten sich mit den Erfahrungen, und auch mein Wissen über Katzen. Aber ich wusste noch längst nicht alles.

Welche Eigenschaften sollte also bis jetzt meine zukünftige Zuchtkatze haben:
-          langes Fell, ohne verfilzende Eigenschaften
-          Silber
-          nicht zu groß
-          nicht zu selten
-          einen unkomplizierten Charakter
-          Ruhiges ausgeglichenes Gemüt
-          Menschenbezogenheit
-          Ausreichend großer Genpool
-          genügend Züchter, die nicht allzu weit weg leben
-          Gesund (nicht wie die Nase der Perser)

Ich hatte mir die Perser betrachtet, die Türkisch Angora, die Main Coon, die Singapura wegen ihrer Größe und die Somali. Welche Rassen blieben da noch übrig, die auch langhaarig waren?

Die Heilige Birma und die Ragdoll, wobei ich zwar begeistert von den blauen Augen bin, ich mich aber nicht so für die Siam-Abzeichen (Points) interessiere. Zumal findet man erst seit neuester Zeit auch smoke unter ihnen. Wahrscheinlich wurden früher zur Fellverbesserung bei der Heiligen Birma die Perser mit eingekreuzt, wodurch ihr Fell auch verstärkte Pflege verlangt. Die Ragdoll wiederum gehörte auch zu den Riesenkatzen, aber durch ihren gelassenen Charakter war sie wieder interessanter für mich.

Die Orientalisch Langhaar sind eigentlich halblanghaarige Siamesen, die Balinesen genannt werden. Sind sie ohne Point-Abzeichen, werden sie als Javanesen bezeichnet, gehören aber alle zu den grazilen Schlankrassen aus dem asiatischen Raum. Auch ihr Fell hat die seidige Textur der Siamesen, nur etwas länger, was einen extremen Unterschied zu dem Fell der Perser aufweist. Und auch diese besitzen einen quirligen Charakter wie die Abessinier.

Was blieb also noch übrig? Die die anderen beiden Typen der Waldkatzen, die Sibirier und die Norwegische Waldkatze.

Auf einer meiner Ausstellungsbesuche hatte ich Züchter mit einem blau- und einem rot-getigerten Sibirierkater kennengelernt. Ich durfte sogar einen der Kater mal auf den Arm nehmen, um ein Gefühl für Größe und Gewicht zu bekommen. Sie hatten kuscheliges weiches Fell und waren ordentliche Brocken. Aber längst nicht so riesig wie Main Coon's. Also informierte ich mich über Sibirier. Das ist eine alte-neue Rasse, die auf den Bauernhöfen Russlands schon lange heimisch war. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bekam sie Gelegenheit, auch auf unseren Ausstellungen als Rasse aufzutreten. Ihre Besonderheit war eine Variante, die Neva Maskerade genannt wurde, und Sibirier mit Point-Abzeichen in allen Farben und Mustern darstellt. 

Charakterlich macht sie ihrem russischen Ursprung alle Ehre. Sie hat ein einnehmendes Wesen und ein russisches Temperament. Genauso hingebungsvoll, wie sie schmusen will, so können bei ihr auch richtig die Fetzen fliegen, wenn ihr etwas nicht passt. Impulsiv würde ich sagen, also typisch russisch, und noch etwas ursprünglich wild. 

Zur Zeit des Millenniums war gerade die Neva Maskerade auf Ausstellungen recht häufig vertreten. Wahrscheinlich mit dem Boom der Heiligen Birma zusammen. Mittlerweile sieht man sie aber immer seltener. Sie ist zwar nicht so selten wie die Silber-Somali, dennoch gib es eine überschaubare Zahl von Züchtern. Auch ist der Genpool in Deutschland relativ eng und die Rasse braucht frisches Blut aus dem Heimatland. 

Natürlich hätte ich hier ein Rasse, die ausbaufähig wäre, und welche die Unterstützung neuer Züchter brauchen könnte. Ihr impulsiver und manchmal kühler Charakter bremste mich aber ein wenig aus.

Bevor ich mich entschied, wollte ich noch die letzte Rasse näher betrachten.

Die Norwegische Waldkatze.
Wieder nutzte ich das Internet, und las in Büchern und Katzenheften nach. Auch hatte ich mir ein Buch über Waldkatzen gekauft, das sehr schön die drei Waldkatzen Rassen Main Coon, Sibirier und Norwegische Waldkatze miteinander vergleicht.
Die Norweger gehörte wie die Main Coon zu den großen Katzen, sie werden jedoch längst nicht so riesig. Gerade in Wesen und Charakter merkt man ihre Verwandtschaft. Auch die Norweger sind lieb und anhänglich, freundlich zu allen. Sie haben in der Regel keine Scheu Fremden gegenüber und sie lassen sich gerne streicheln. Auch Kinder und Hunde mögen sie gerne leiden. Ihr Temperament ist ruhig und ausgeglichen, dennoch spielen und klettern sie ausgiebig. 
Auch wenn sie bis zu 4 Jahre brauchen, um voll entwickelt zu werden, tragen sie gerade im Winter ein so üppiges Fell, dass es den Persern Konkurrenz machen konnte. 
Die Fellfarben entsprechen denen der Main Coon, also ist auch das Silber bei ihnen zu finden. 

Na, das hörte sich doch schon mal super an. 

Auf Ausstellungen fiel mir auf, dass es die Norweger in der Mehrzahl in braun-getigert mit weiß gibt. Ab und zu waren herrliche Silber-tabbies zu sehen, aber in black-smoke ist sie selten. Also orientierte ich mich in Richtung black-smoke. Mit einem black-tabby Kater würde es dann Babys in Silbertabby geben.

Wieder lernte ich auf einer Ausstellung eine Züchterin kennen, die mich zu sich nach Hause einlud.
Und dieser Besuch war ausschlaggebend.

Wir, mein Lebensgefährte Robert, meine Freundin Evi und ich saßen in ihrem Wohnzimmer von 10 flauschigen, schmusigen Fellmonstern umgeben. Mindestens drei gleichzeitig wollten zu uns auf den Schoß, obwohl wir Fremde waren. Zwei junge Katzen turnten im Weihnachtsbaum herum so dass ich sie zur Rasse der „Baumkatzen“ :-) zählen durfte. Was dem Behang auch neue Daseinsberechtigung als Katzenunterhaltung gab, die im ganzen Raum verstreut wurde. Nachsichtig wurde von der Hausherrin alles wieder in den Baum gehängt, sie hatte in weiser Voraussicht Kunststoffkugeln aufgehängt, damit nichts zu Bruch ging. Wir fühlten uns pudelwohl.
Ich hatte meine Katzenrasse gefunden.

Vorteilhaft war auch, dass sie zwar nicht in solchen Massen auftrat wie die Main Coon, es aber dennoch genügend Züchter in Deutschland gab. Hier am Bodensee war zwar immer noch eine Oase, denn der nächste Norwegerzüchter war bis vor kurzen noch 200 km weit entfernt. Nun sammelte ich Adressen von Züchtern, vor allem von solchen, die mit der Farbe Silber züchteten. Damit engte sich der Kreis wieder ein. 

Als ich mich mit den Farben beschäftigte, viel mir auf, dass seit Neuesten bei der Norwegischen Waldkatze eine seltsame Farbe aufgetreten war. Katzen die braun-getigert geboren wurden, röteten mit der Zeit nach, bis die Katze fast wie eine rot-getigerte aussah. Neugierig geworden schaute ich mir von der Genetik die Rotvererbung an. 
Rot ist eine Fellfarbe, die immer zu sehen ist. Wenn ein rotes Kätzchen geboren wird, muss die Mutter oder beide Eltern die rote Farbe haben. Zwei braun-getigerte oder schwarze Katzen bekommen niemals rote Kätzchen. Also dachten viele Leute, es wäre durch eine Einkreuzung von Somalis entstanden, bei denen es ein besonderes rot - das Sorrel gibt, das versteckt, also rezessiv vererbt wird. Mehrere Testverpaarungen in verschiedenen Ländern haben ergeben, dass es die Farbe der Somalis nicht ist. Auch chocolate ist es nicht, was auch durch mehrere Testverpaarungen belegt wurde. Also blieb es zunächst ein großes Rätsel. Wahrscheinlich handelt es sich um ein neues Gen.
Dies wurde inzwischen durch Zuchtprogramme bestätigt, und seit 1.1.2004 ist diese neue Farbe bei der Norwegischen Waldkatze offiziell anerkannt.
Auch ein Name wurde mittlerweile gefunden: Amber (Bernstein) und die aufgehellte Form Hellamber (Lightamber) wird sie jetzt genannt.

Solche Besonderheit in ihren Reihen zu haben machte für mich die Rasse noch interessanter. Dennoch wollte ich es mir mit einer solchen Farbe gleich zu Anfang nicht so schwer machen. Also blieb ich bei black-smoke.

Die Geschichte der Norweger ist auch etwas Besonderes. 
Sie ist eine Rasse, die es eigentlich schon lange in Skandinavien gibt. Sie hat sich ähnlich der Main Coon im kalten Skandinavien selbst entwickelt, und war bisher im Wald und auf den abgelegenen Bauernhöfen heimisch. Durch eingeführte Hauskatzen und Katzen anderer Rassen, die sich mit der Norwegischen Waldkatze vermischten, verschwand sie aber zusehends. Um ihr Überleben zu sichern, wurde sie in den Adelsstand erhoben und gezielt gezüchtet. Die Rettung einer vom Aussterben bedrohten Rasse. 

Das war es, hier würde ich nicht einfach weitere Katzen in die Welt setzen. Es bedeute Artenschutz und die Möglichkeit, andere am Erleben dieser tollen Rasse teilhaben zu lassen. Gerne wollte ich zum Erhalt dieser Rasse beitragen und andere Menschen mit diesen Tieren glücklich machen.

Auf einer Ausstellung in der Schweiz lernte ich eine Züchterin aus der Gegend von München kennen, die sich bei den Norwegern auf die verdünnten Farben blau und creme spezialisiert hatte. Marina Tomaschowski ist eine gute Freundin von mir geworden und hat mir viele gute Tips gegeben.

Einer davon war, als Anfänger mit einer Schildpattkatze anzufangen, weil es dann schöne bunte Würfe gibt. Sehr einleuchtend. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Wenn, dann musste sie aber Silber haben, also eine Schildpatt mit smoke.

Jetzt wurde es wirklich eng. Ich schätze dass pro Jahr vielleicht 5 oder 6 Schildpattkatzen mit smoke deutschlandweit geboren werden. Also warten und suchen. Auch schien das Smoke in unterschiedlicher Intensität aufzutreten. Für mich sollte es möglichst hell sein. 

Wieder nutzte ich das Internet, und fand so eine herrliche black-torty-smoke farbene Norwegerin in der Schweiz mit dem Namen Happy Millennium vom Efibach. Sie hatte eine Fellfarbe, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Ihr black-tortie, also Schildpatt, war ein schwarzes Fell marmoriert mit feinen roten Sprenkeln gleichmäßig über den Körper verteilt. Darunter trug sie ein so helles smoke, dass es ihrem Fell einen raffinierten Grauton verlieh. 

Mit anderen Worten: Asche bestäubte Kohlenglut. Außerdem hatte sie so grüne Augen wie eine Wiese nach einem Sommerregen.

Und wie es der Zufall wollte, war Happy gerade Mutter ihres zweiten Wurfes, darunter eine Tochter in der gleichen Farbe mit Scheckungsweiß an Pfötchen, Schnäuzchen und Latz mit dem Namen Kleopatra vom Efibach. Als ich nach dem Papa schaute, fand ich einen schwarz-weißen Kater mit einem berühmten schwarzen Fleck auf der Nase: Amicus Felis Polaris. 

Kleo war gerade zwei Wochen alt, aber man konnte schon ihr helles smoke erkennen. Ich wollte zwar eigentlich ein Kätzchen ohne Scheckungsweiß, aber Kleo war ja nicht reinerbig, also konnte sie auch Nachwuchs ohne weiß bekommen. Sogleich schickte ich ein Email um mein Interesse zu bekunden. Zuerst hieß es: schon vergeben. Aber dann hatten sich die Interessenten doch für ihre Schwester entschieden und ich sollte Kleo als zukünftige Zuchtkatze bekommen. 

Zuerst einmal machten wir (Robert und ich) einen Besuch als sie 5 Wochen war, schließlich wollte der Züchter ja auch wissen, wem er sein Katzenkind gab. Ich wusste es war eine Prüfung für mich, denn ich hatte gleich zu Anfang bekundet, dass Kleo später Nachwuchs bekommen sollte. Ich also Züchter werden wollte. 

In einem Heft hatte ich mal gelesen, dass nicht jeder Züchter seine Katzen zur Weiterzucht verkauft. Man musste gewisse Anforderungen erfüllen, sollte sich zum Beispiel mit Genetik auskennen. 

Aber auch ich wollte den Züchter prüfen, man kauft ja nicht „Die Katze im Sack“. Vor allem wollte ich aber meine kleine Kleo sehen.

Gleich als wir zur Tür herein kamen, stand ein kleines buntes Miezchen an der Tür im Wohnzimmer. Mit großen Kulleraugen schaute sie mich an. Ich streckte ihr meinen Finger entgegen und sagte: „Hallo meine kleine Kleo.“ Daraufhin machte sie einen süßen kleinen Katzenbuckel, als wollte sie sagen: „Huch, ein Menschenriese!“, schnupperte dann aber mutig an meiner Hand. Sie zeigte sich als elegante kleine Lady, die mit hoch erhobenem Schwänzchen und plüschigen Pumphosen durch das Wohnzimmer stolzierte. Aber in keinem Maße scheu oder ängstlich Fremden gegenüber. 

Genau so ihre Mutter Happy. Sie ließ sich ohne Scheu von mir auf den Arm nehmen, obwohl um meine Füße ihre Kinderschar herumwuselte. „Wie die Mutter so die Tochter!“ das hatte ich mal irgendwo gelesen. Auch waren die Katzenkinder nicht in einem Raum von den anderen isoliert.

Man hatte nur zur Sicherheit, damit die Kleinen nicht die Treppe hinunterfallen, ein Brett in Kniehöhe am Türrahmen befestigt, über das die großen Katzen hinweg springen konnten.
Nachdem wir ausgiebig begutachtet und geknuddelt hatten, kam ich mit dem Züchter ins Gespräch.
Nun war es an der Zeit uns gegenseitig zu prüfen, und was ich über Genetik und Katzenzucht bis dahin gelernt hatte konnte ich jetzt anwenden. 

Aber ich hatte auch Fragen:
Ich interessierte mich dafür, ob es bei der Geburt von Kleo und ihren Geschwistern irgendwelche Komplikationen gegeben hatte. Eine Steißlage zum Beispiel, oder ob es eines ihrer Geschwisterchen nicht geschafft hatte. Am liebsten wäre mir eine Kopie der Geburtstabelle gewesen, die viele Züchter führen, um alle relevanten Daten fest zu halten. Da ich ja auch züchten wollte, interessierte ich mich auch für irgendwelche Auffälligkeiten in Kleo's Familie. So etwas wie ein Knickschwanz, oder auffällige Fehlgeburten, oder Kaiserschnitte. 

Laut dem Züchter hätte es aber nie Probleme gegeben, und leider hatte er auch keine Geburtstabelle für mich. Er erzählte mir aber, dass Kleo's Papa zum Markieren neigte, was auch der Grund für seine Abwesenheit war. Er hätte ihn zu einer befreundeten Züchterin gebracht, die ein großes Freigehege hatte, wo er in Ruhe seinen Duft verbreiten konnte. 

Schade, ich hätte mich sehr gefreut, auch ihn näher in Augenschein zu nehmen. Aber wenn ich Glück hatte würde ich ihn auf irgendeiner der nächsten Ausstellungen sehen können.

Als wir abfuhren, freute ich mich auf den Termin, an dem mir der Züchter meine Kleo nach Hause bringen würde. 

Der 10.08.2002 kam schleppend wie immer, wenn man auf etwas wartet. Aber dann war meine kleine Kleo endlich da. Ein hageres Miezchen, mit nur 1,1 kg und riesigen Fledermausohren. Aber gleich am ersten Tag kuschelte und schlief sie auf meinem Schoß und versuchte sich, mit dem ihr eigenen Charme, bei unserem Timmy einzuschmeicheln. Ganz Katzenkind streckte sie ihm immer den Hintern hin - nach dem Motte: 
„Onkel putz mir den Po!“ - was nach drei Tagen auch fruchtete, und sie die allerbesten Freunde wurden.

Endlich hatte ich meine kleine Norwegische Waldkatze, mein Zuchtkätzchen. Glaubte ich.
Aber wie es oft ist, wie man es sich wünscht, so kommt es meistens anders als man  denkt.
Drei Monate später musste ich schweren Herzens meine Zuchtpläne mit Kleo aufgeben.

Es hatte sich herausgestellt, dass Kleo an Eosinophilem Granulom erkrankt war, welches sie wohl von ihrem Großvater geerbt hat. Eine „familiäre Häufigkeit“ hatte der Tierarzt es genannt. Doch diese Krankheit war auch schon bei anderen Rassen aufgetreten, und mir wurde abgeraten, mit solch einem Tier zu züchten. (Da es sich um eine erbliche Krankheit handelt, ist es auch nicht erlaubt). Zudem wurde Kleo medikamentenabhängig, um das Eosinophile Granulom zu unterdrücken muss sie regelmäßig geringe Mengen Kortison bekommen. 

Ich lernte das oberste Gebot für eine Zuchtkatze: die Gesundheit.

Schon allein wegen den Strapazen durch die Trächtigkeit und für die Zeit, in der die Kätzchen gesäugt werden, muss eine Zuchtkatze absolut fit sein. Eine schwache oder anfällige Katzenmutter würde das Ganze sonst vielleicht nicht überstehen. 
Außerdem gibt sie diese Eigenschaften an ihren Nachkommen weiter, was nicht nur wichtig für die Katzenkinder ist, wenn mit kranken Katzen gezüchtet würde, kann es sich nachteilig für die ganze Rasse auswirken. 

Nicht jede Rassekatze bringt auch das Zeug dazu mit, eine Zuchtkatze zu sein. 

Deshalb sind Zuchtkatzen ja auch teurer. Dennoch ist man vor einem Fehlkauf nicht gefeit. Jedem Züchter, dem ich meine Situation schilderte, war Ähnliches schon mal passiert.

Bei Kleo aber war es für mich besonders bitter. Ich hatte bei ihr auf die Farbe, den Stammbaum, den Typ geachtet. Was für Gene sie mitbrachte, was ihre Mutter für Charaktereigenschaften zeigte. Ob es Komplikationen bei ihrem Wurf gab. Aus welchem Haus sie stammte, sprich wie sie aufgezogen wurde. Und als ich sie dann bei mir hatte, konnte ich erkennen, dass sie alle guten Eigenschaften aufwies, und sogar noch anhänglicher und lieber war als ich es gehofft hatte. Natürlich, ob sie eine gute Mutter geworden wäre, wird sich nie zeigen, da mir nichts anderes übrig blieb, als sie kastrieren zu lassen.

Ja, das Ganze war ein Schock für mich. Fast so schlimm wie der Tot meiner Puschel. 
Jetzt hatte ich zwar meine langhaarige Rassekatze. Ein Traum war erfüllt. 
Aber der Traum - einen Wurf langhaariger Katzenkinder aufzuziehen – war mit Kleo nicht zu erfüllen. 

Nach dieser Erfahrung wollte ich meinen zweiten Traum schon aufgeben. 
Es hätte bedeutet, mir eine zweite Katze kaufen zu müssen. Und eine Garantie gibt es nie, dass man nächstes Mal nicht auch Pech hat.

Robert war es, der mir zuredete, es noch einmal zu versuchen. 
Er meinte: „Sollen den all die Bücher die du gelesen hast, die vielen Ausstellungen die du besucht hast und alle sonstigen Investitionen FÜR DIE KATZ gewesen sein!“

Für seine Träume musste man auch Risiken eingehen. 

Eine Regel in meinen schlauen Büchern lautete:
Kaufe eine Rassekatze bei Freunden. Und eine Zuchtkatze bei befreundeten Züchtern, deren Katzen du kennst.

Und so kam Arctitiger's Raissa zu uns.
Sie wuchs bei meiner Freundin Marina Tomaschowski auf, die ich jetzt schon ein paar Jahre kenne. Sie entspringt einer Linienzucht, mit so hervorragendem Ergebnis, dass auch weitere ihrer Geschwister von Züchtern gekauft wurden. Ihre Farbe ist ein seltenes blue-solid, deshalb so besonders, weil die meisten Norweger mit Scheckungsweiß gezüchtet werden. Die Verwandtschaft zu meiner Kleo ist Generationen weit weg, fast erst bei den ersten Norwegern zu finden. 

Leider hat sie nicht das smoke, aber ich hoffe, sie mit einem red- oder cream-smoke/silver-tabby Kater zu verpaaren. Hoffentlich vererbt er sein Silber.

Nun ist mein gesundes und vitales Zuchtkätzchen endlich im Haus. 

Kleo hat sich zu einer typvollen Vorzeigekatze entwickelt, und alle Katzen kommen prima miteinander aus.

War nur noch der bürokratische Kram zu erledigen:
Rassekatzenverein, Zwingername, HP, die Ausstellungen, die wir brauchen, um züchten zu dürfen, und das „JA“ des Züchters mit dem gewünschten Deckkater.

Schritt für Schritt zum Ziel.
Doch Züchter werde ich erst sein, wenn Raissa ihren ersten Wurf Norwegische Waldkatzen-Kinder geboren hat.
Und im November 2005 , als der A-Wurf geboren wurden war es dann soweit.
 

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